Junge Klimaschützerinnen und Klimaschützer treffen sich im Berliner Gasometer am 13. März 2015. Das Programm Aktion Klima! mobil zeigt, was Kinder und Jugendliche gegen den Klimawandel bewegen können und wie ihre Gestaltungskompetenz gestärkt werden kann. Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung blicken die Beteiligten auf drei erfolgreiche Jahre zurück.
„Wir sind durch die Straßen gegangen und haben Leute angesprochen, ob sie sich für ein besseres Klima engagieren möchten. Alle haben dann als Erinnerung und als Erkennungszeichen eine grüne Schleife von uns erhalten. Bei einem Kindergeburtstag bekamen alle Kinder so eine grüne Schleife von uns. Und das Geburtstagskind sagte zu seiner Mama: Ich bin jetzt auch ein Klimaschützer!“ Als die Gruppe junger Menschen rund um den Elftklässler Jeremy auf der Bühne steht und erzählt, was sie am Nachmittag gemacht hat, ist sie spürbar stolz auf das, was sie in so kurzer Zeit bewegen konnte. Sie bekommt, wie die anderen Gruppen auch, großen Applaus von den rund 100 Lehrkräften, Kindern und Jugendlichen aus ganz Deutschland, die an der Abschlussveranstaltung des Programms Aktion Klima! mobil in Berlin teilnehmen. Natürlich tragen inzwischen alle Teilnehmenden auch eine grüne Schleife am Finger.
Die Idee mit der grünen Schleife ist ein Ergebnis der Kunstaktion, die BildungsCent gemeinsam mit den beiden Künstlerinnen Silke Bauer und Viola Thiele eigens für die Veranstaltung entwickelte. Nach dem Mittagessen erhielten alle Teilnehmenden eine vorbereitete Jutetasche. Darin: eine Schere, Klebeband, Knete, Kreide, Deko-Klebeband und ein kleines Heft mit dem Titel „Klima! in Aktion“ mit einigen Aufgaben, zum Beispiel „Repariert etwas!“ oder „Fotografiert Palmen und Tiere!“ Jede Gruppe entwickelte ganz eigene kreative Ideen. Sie gestalteten Wände, Fenster und Straßen. Sie plakatierten Statistiken zum CO2-Verbrauch von verschiedenen Nahrungs- oder Verkehrsmitteln, sie „reparierten“ symbolisch aufgerissene Straßen mit Klebeband oder Knete oder nutzten Kreide, um ihre eigenen Botschaften im Stadtraum zu hinterlassen. Oder sie banden grüne Schleifen. „Es geht darum, darüber nachzudenken und nicht einfach alles wegzuschmeißen, wenn mal was kaputt ist und dann gleich wieder etwas Neues zu kaufen, es geht um Recycling“, sagt die Lehrerin Susanna Platz.
Die Idee mit der grünen Schleife ist noch viel mehr: Sie ist ein Symbol für drei erfolgreiche Jahre Aktion Klima! mobil, einem Programm, das BildungsCent entwickelte und das durch das Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert wurde. Ziel des Programms ist es, die Gestaltungskompetenz im Hinblick auf mehr Klimaschutz von Kindern und Jugendlichen zu steigern, lokale Vernetzungsstrukturen aufzubauen und zu stärken und die öffentliche Wahrnehmung für Themen des Klimaschutzes zu steigern. Um es den Projektgruppen zu erleichtern, ihre bekannte Umgebung wie das Schulhaus oder ihre Bildungseinrichtung zu verlassen, erhielten sie von BildungsCent ein AktionKlimaMobil. Die durch das Programm entstandenen Projekte sind vielseitig, kreativ und innovativ: Eine Schülergruppe baute zum Beispiel ein Fahrradkino auf und lud Freunde und Eltern ein, Filme über den Klimawandel zu schauen. An einer anderen Schule besuchten die Jugendlichen eine Wohnungsbaugenossenschaft, informierten sich über erneuerbare Energien und bauten ein Mini-Windrad. Wieder eine andere der 500 Projektgruppen aus ganz Deutschland half einer Partnerschule in Sambia, Photovoltaikanlagen zu installieren. Diese beispiellose Sammlung von guten und nachahmenswerten Projekten und viele andere Ideen sind auf der Internetseite www.aktion-klima-mobil.de veröffentlicht.
„Raus aus der Schule – Aktiv fürs Klima“ ist das Programmmotto von Aktion Klima! mobil. Silke Ramelow, Vorstandsvorsitzende von BildungsCent, fasst zur Eröffnung der Veranstaltung zusammen, was das Programm ausmacht: „Von Anfang an waren uns vier Aspekte besonders wichtig: Gemeinschaft – denn Klimaschutz geht nur gemeinsam und nicht alleine. Handeln – denn es geht nicht nur darum, Vorschläge zu unterbreiten und darüber zu sprechen, sondern tatsächlich etwas zu tun. Sichtbarkeit – denn es müssen Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden werden, im Gemeinderat, in der Kommune, bei Unternehmen oder in der Öffentlichkeit. Und Wirkung – denn wir müssen uns daran messen lassen, was am Ende für das Klima herauskommt. Wir haben in den letzten Jahren viele Beispiele kennengelernt: Wenn wir uns zusammentun und gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir viel bewegen!“
27.000 Kinder und Jugendlichen arbeiteten mit Hilfe des quietsch-grünen AktionKlimaMobils an ihren eigenen Fragen rund um die Themen Klimawandel und Klimaschutz. 500 AktionKlimaMobile wurden verschickt an 450 Schulen und Bildungseinrichtungen sowie an 50 kommunale Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager, die sie für ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einsetzen. Die externe Evaluation, mit der das Berliner Unternehmen goodroot GmbH beauftragt wurde, zeigt die Wirkung des Programms: Die Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern belegen eindeutig, dass die Kinder und Jugendlichen im Rahmen der Projekte von Aktion Klima! mobil Verantwortung übernehmen und als engagierte Expertinnen bzw. Experten sichtbar werden. Dadurch steigt ihre Gestaltungskompetenz im Hinblick auf mehr Klimaschutz, so die einhellige Meinung aller Beteiligten. Und auch die Lehrerinnen und Lehrer selbst werden gestärkt: Sie empfinden das Programm als Würdigung ihrer Arbeit und profitieren durch die Vernetzung und den Austausch mit anderen Lehrkräften wie auch durch die Betreuung von BildungsCent. In der Gesamtbewertung geben die Lehrkräfte dem Team von BildungsCent die Note 1,56. Schließlich bewerten auch über 80% der befragten Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager die Angebote von Aktion Klima! mobil, im Vergleich zu anderen, als einzigartig und sehr hilfreich.
Auf jedem der zwölf großen runden Tische standen grüne Kisten mit Bastelmaterial und viele andere Utensilien. Außerdem lagen Kopien aus, mit Bildern von Kraftwerken, von abgeholzten Bäumen, von Autos, von Massentierhaltung und von Giftmüllhalden. An den Tischen saßen bunt gemischt insgesamt etwa 100 Kitakinder, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, zwei Elternvertreterinnen, ein Hausmeister, zwei Klimaschutzmanager. Sie alle waren nun noch einmal zusammengekommen, um sich auszutauschen, zu vernetzen und den Abschluss des Programms Aktion Klima! mobil zu feiern. Immer wieder kam die Frage auf, warum Schulen und Bildungseinrichtungen nicht längerfristig über Angebote wie zum Beispiel Aktion Klima! mobil in ihren Aktivitäten für den Klimaschutz unterstützt werden.
Um ein deutliches Zeichen an die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen, aus Unternehmen und der Zivilgesellschaft zu senden, gestalteten die Tischgruppen gemeinsam Plakate. Unter dem Titel „Empört Euch!“ präsentierten sie ihre Ergebnisse den am Abend eintreffenden weiteren 70 Gästen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Gemeinsam diskutierten sie mit ihnen über die Forderungen und über Lösungsmöglichkeiten. An Tisch drei erklärte der 11-jährige Max sein Plakat: Das Waldsterben nervt ihn total. Auf seinem Plakat ist ein großes neonfarbenes Achtung-Symbol um einen fallenden Baum gezeichnet. Er hat ein kleines Diagramm daneben gemalt, das zeigt, wie viel Papier eingespart werden müsste, um die Wälder zu retten. Die Gäste sind beeindruckt von Max’ Bild und seiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema.
Die Forderungen der jungen Klimaschützer verpuffen jedoch oftmals, so Franz Kühmayer in seinem Beitrag im Anschluss. Provokant fragt der Zukunftsforscher, wer von den Erwachsenen im Raum, auch nur eine der Ideen oder Forderungen kurzfristig im Rahmen seines Verantwortungsbereichs umsetzen würde. Auf Veranstaltungen wie dieser werden die wichtigen und richtigen Themen zwar angesprochen; den Worten hier müssten aber auch Taten folgen. Keinesfalls dürfe – so sein Appell – die Verantwortung für den Klimaschutz auf die nachfolgenden Generationen abgeschoben werden. Die zweite Rednerin, Schulleiterin Margret Rasfeld, macht vor allem den anwesenden Lehrkräften Mut, den Schülerinnen und Schülern und ihren Projekten mehr Zeit und Raum in der Schule zur Verfügung zu stellen.
Engagement für den Klimaschutz sei keine Sache eines einzelnen Faches, sondern müsse zum Teil der Schulkultur und des Schulprogramms werden. So endet die Veranstaltung wie das gesamte Programm Aktion Klima! mobil eher nachdenklich, aber keinesfalls entmutigend: Eine grüne Schleife alleine macht noch keinen Klimaschützer aus – aber eine grüne Schleife kann anregen, das eigene Verhalten zu überdenken und vielleicht sogar zu verändern.